Rückblick

Endlich in Peramiho – unser Zuhause für 1 Jahr...

...aber zunächst noch ein Rückblick von unseren ersten 2 Wochen: (da wir bisher kaum die Möglichkeit hatten ins Internet zu gehen, konnten wir auch
den Blog leider nicht so führen, wie wir uns das gedacht hatten...)

Nach insgesamt 13 Stunden Flug (6 h Frankfurt – Doha + 7 h Doha – Dar-es-Salaam) und vielleicht 2 Stunden Schlaf sind wir voller Vorfreude auf das kommende Jahr um 13.45 Uhr in Dar gelandet. Dar-Es-Salaam von oben
Dann hieß es für uns 2 aber erstmal irgendwelche Formulare ausfüllen, da wir ja mit einem Touristenvisum nach Tansania einreisen mussten. Zum Glück blieben die Bedenken, ob wir alles richtig ausgefüllt hatten, unbegründet und nach Minutenlangem warten bekamen wir endlich unser Visum.
Bei den Anderen angelangt, die in der Zwischenzeit schon unser Gepäck geholt hatten und sehnsüchtig auf uns warteten;), verstaute ein junger Afrikaner bereits unsere Rücksäcke/Koffer auf einem Gepäckwagen und schob es vor uns nach draußen. Während wir so hinterher trotteten überlegten wir uns, was wir ihm für den Transport geben sollten. Da wir uns sehr unsicher waren, fragten wir lieber noch bei Schwester Berntraud nach, die uns vor dem Flughafen herzlich in Empfang nahm. Sie klärte das selbst mit dem Herrn und sagte uns später, dass 2000Tsh (die wir uns überlegt hatten) viel zu viel gewesen wären... Krass, dass wäre umgerechnet ca 1€ gewesen. Schon da merkten wir, dass wir hier ganz schön umdenken müssen...

Schwester Berntraud von den Erlöser Schwestern, war unsere Ansprechperson für unsere Zeit in Dar-es-Salaam, stellte uns die Unterkunft und kümmerte sich zudem auch um Nachhilfelehrer, aber dazu später;).

Nachdem Alphonce (unser Fahrer für die Dar-Zeit) unser Gepäck auf dem Dach des Jeeps gut festgezurrt hatte, fuhren wir nach Chamazi (ein Stadtteil von Dar), wo sich das Haus der Erlöser Schwestern befindet.

Ich, Barbara, war von allem total begeistert und genoss es richtig (wie die anderen Tage auch) mit dem Jeep durch die Straßen zu fahren, zu sehen wie die Menschen hier leben, die verschiedenen unterschiedliche Gerüche dabei wahrzunehmen, die Atmosphäre...einfach Wahnsinn und in Worten kaum wiederzugeben...Ich war froh, erleichtert und einfach glücklich in Tansania zu sein - meinen Traum von Afrika endlich zu verwirklichen;)!

Die Fahrt dahin war total aufregend und spannend, alles Neu, alles total anders...und in Deutschland undenkbar:
Die Verkehrs- und Straßenverhältnisse zum Beispiel,
- total chaotisch (da wird einfach mal aus ner 2-spurigen Straße eine 5-spurige gemacht)
- kaum Verkehrsschilder
- laut (vor allem durchs Hupen, denn wenn ein Auto (A) ein anderes (B) überholen möchte, läuft das im “normal“ Fall wie folgt ab: A hupt: Achtung ich komme (1.); B hupt:Alles klar, weiß bescheid (2.); A hupt – im vorbei fahren: bin da (3.) und nochmal, wenn er B dann überholt hat (4.). Wobei das dann das freundliche Hupen ist. Das nicht so freundliche mit Tatsch zum aggressiven ertönt dann z.B. wenn jemand nicht aufgepasst hat und man seinetwegen abbremsen muss oder so) → kein Wunder, dass es da im Straßenverkehr dann etwas lauter zu geht;)!
- uneben (wobei die geteerten Straßen ganz ok sind)
- Schlaglöcher? Ganz normal;)! Vor allem auf den staubigen Wegen abseits einer geteerten Straße
- wie bei einer Achterbahnfahrt wird man total durchgerüttelt - Menschen mit Magenproblemen sollten also das Autofahren vermeiden/nichts gegessen haben;)!
- Zebrastreifen? Einfach weiter fahren...
- Sicherheitsgurte? → einfach umlegen und so tun als ob..., wenn dann Bei- und Fahrer
- 2 Personen/Sitzplatz – normal

Nicht zu vergessen die Verkäufer (vermehrt im Stadtinnern und bei Ampeln), die sich am Straßenrand befinden und auf stockenden Autoverkehr hoffen, damit sie die Gelegenheit nutzen können den Autoinsassen Getränke, Obst, Nüsse, Klamotten usw zu verkaufen oder Bettler, die auf Spenden hoffen.
Wer nicht mit dem Auto, dem Daladalla (kleine Busse für kürzere Strecken) oder dem Fahrrad (welches auch als Transportmittel für z.B. Eier dient) unterwegs ist, läuft.
Haus-ErloeserSchwestern
Bei den Erlöser Schwestern angekommen, bezogen wir unsere Zimmer und erkundeten sofort unser neues Heim mit kleiner Kapelle. Das Grundstück, eingegrenzt mit einer Mauer – riesig (genau wie das Haus, vor allem wenn man bedenkt, dass zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 4 Schwestern wohnten) mit Garten in dem viele verschiedene Obst- und Gemüsesorten (Bananen, Mangos, Papayas, Kokosnüsse, Ananas etc.) angebaut werden → das Beste am Eigenanbau, wir haben das frische Obst jeden Tag zu Essen bekommen. Mmh, lecker und vom Geschmack viel intensiver und besser als die Importierten die man in Deutschland bekommt;)!
Ananas

Was wir so gemacht haben?
Hauptsächlich bekamen wir Sprachunterricht, wobei man sagen muss, dass es als Einstieg zwar ganz gut, es letztendlich aber zu wenig war....
Vormittags hatten wir im Haus Unterricht:

im 1. Teil → hierzu kamen im Wechsel zwei Lehrer,
haben wir Sachen wie die Begrüßung, Vokabular (Farben, Tiere,...) oder die Uhrzeit
gemacht. Bei letzterem ist Vorsicht geboten:
Hier in Tansania fängt der Tag um 7 Uhr an, d.h. es ist 1 Uhr. Wenn man sich jetzt also verabreden möchte, ist es wichtig sich nochmal zu vergewissern, ob es sich um die tansanische Uhrzeit handelt, denn z.B. 12 Uhr (europ. Zeit) heißt hier 6 Uhr.

im zweiten Teil → kam Father Ernest (ein Pfarrer aus Dar), der uns über den Islam lehrte und mit uns zum Ausgleich am Wochenende Ausflüge machte (→ unten;)).
Nachmittags hatten wir dann draußen Praxis-Unterricht:
Der Unterricht und vor allem der Lehrer waren total crazy...
Meistens lief es so ab, dass wir irgendwo hin liefen...er voraus und wir hinterher. Dabei sagte er uns, wie die Sachen an denen wir vorbei liefen auf Kisuaheli genannt werden. Wenn es möglich war schrieb er es zum besseren Verständnis entweder mit Kreide irgendwo hin z.B. auf den Stamm des Kokosnussbaumes oder in den sandigen Boden. Schon allein die Vorstellung, in Deutschland beim Sprachunterricht im Park herumzulaufen und “Eiche“ auf deren Stamm zu schreiben, ließ uns mehr als schmunzeln;)!
Da wir durch die Nachmittagseinheit viel draußen unterwegs waren, trafen wir das ein oder andere mal auch auf Fußball spielende Kids.
FussballWobei der Ball nicht unbedingt aus Leder sondern aus zusammengeknüllten Stofffetzen bestand und die meisten entweder barfüßig oder mit Flip-Flops kickten. Wahnsinn, wie die Kleinen aus nichts plötzlich alles machen!
Bei unserem ersten Mal haben wir auf einem kleinen Platz zwischen Häusern gespielt, bevor es aber losgehen konnte bedurfte es noch einigen Vorbereitungen: die Kids bauten aus vier Stöcken und etwas Schnur (für die Latte) zwei Tore und zeichneten noch schnell die Außenlinien ein und dann ging es los...;). Es machte richtig Spaß mit den Kleinen zu spielen und es dauerte auch nicht lange und schwubs die wubs war das “Spielfeld“ von einigen Schaulustigen umstellt.
Fussballmatch2-Gruppenfoto-mit-HeinzUnser zweites Match fand dann auf einem “richtigen“ Fußballfeld statt - auf dem mittendrin ein Baumstumpf stand. Eigentlich wollten wir dort die Schule unseres Sprachlehrers besichtigen, doch als wir die Kids dort kicken sahen, mussten wir Prioritäten setzen;) und so dauerte es auch nicht lange bis zwei Mannschaften gewählt waren und das Spiel beginnen konnte. Nach gut einer Stunde mussten wir dann leider wieder zurück, doch davor schossen wir noch ein Erinnerungsfoto.

Erfreulicherweise hatten wir nicht nur Sprachunterricht bei Father Ernest, sondern machten gemeinsam mit ihm auch Ausflüge, bei denen wir erste Eindrücke von Land und Leute sammeln konnten.
In der ersten Woche fuhren wir nach Bagamoyo, einer von Dar-Es-Salaam nördlich gelegenen Kleinstadt, die geschichtlich für den Sklavenhandel und landschaftlich für den traumhaften Strand bekannt ist. bagamoyostrand Diesen nutzten wir bei der Gelegenheit natürlich aus, spielten Fuß- bzw. Volleyball und konnten so zum ersten Mal im Indischen Ozean schwimmen gehen, wobei das nicht gerade eine Abkühlung war (gefühlte 25C° Wassertemperatur) – toll war's trotzdem;)!
In der zweiten Woche ging es dann nach Morogoro und endlich in einen Nationalpark (Mikumi),
gruppenfoto1
in dem wir Giraffen, Zebras, Gnus, Elefanten, Affen, Antilopen und sogar Löwen beim Fressen bestaunen und fotografieren konnten.
zebras
elephant
Loewen-augenmerk-bitte-auf-rechts-unten-

Planen in Tansania? Lieber nicht – es kommt immer anders, als man denkt...

Als wir am Montag in Kurasini (Stadtteil von Dar) im Haus der Benediktiner gemeinsam mit den Mbinga Freiwilligen (Hannah, Philipp und Johannes) ankamen, dachten wir gleich nach Peramiho weiterzufahren. Doch als wir dort waren, stellte sich heraus, dass der Abt Anastasius, der uns mitnehmen sollte, erst am Abend von seiner China Reise zurückkehrt und frühestens am Dienstag fährt. Letztendlich sind wir dann am Mittwoch gefahren...

Nach einer 14 ½ h langen, sehr rückeligen Busfahrt kamen wir am Mittwoch (29.09.2010) um 20.30Uhr endlich in Peramiho an.
Nebenbei müssen wir hier noch erwähnen, dass Hannah und ich, Barbara, fast nicht mitgefahren und bei der Polizei gelandet wären...:
Bevor der Bus in Dar-es-Salaam losfuhr, musste ich nochmal aufs Klo und bat Hannah mitzugehen, um eine passende Stelle mit mir zu suchen. Nach kurzem Umschauen meinten wir eine geeignete Stelle gefunden zu haben (hinter einem abgestellten Lkw-Anhänger befand sich ein Baum). Nun ja, nach mir entschied sich dann auch Hannah doch noch mal zu gehen und da kam plötzlich ein Mann um den Anhänger herum und sprach uns auf Kisuaheli an, dann auf Englisch, weil er merkte, dass wir nichts verstanden...er meinte dann irgendwas von 300€ und police – ach herje, ist mir mein Herz in die Hose gerutscht, so viel Angst wie in diesem Moment hatte ich glaub ich noch nie...vor allem trug der Mann einen ca 40 cm großen Schlagstock mit sich! Hannah blieb zu meiner Überraschung total ruhig und meinte: „ok, go to the police“. Ich dachte mir nur so, Hä?!? Hannah alles klar bei dir?!? Unser Bus würde in 10 min abfahren...und die anderen wussten ja gar nicht, wo wir waren...um Himmels Willen! Nachdem wir ein paar Meter gelaufen sind, sagte der Mann auf einmal: „go to bus“. Hä?!? Was geht denn jetzt?! Hatte Hannah vielleicht doch Recht, als sie sagte, das wäre nur Fake und er wolle nur Geld von uns? Ich hatte keine Ahnung und war froh, als wir endlich wieder am Bus angelangt waren und gleich auf Abt Anastasius trafen;). Da er zum Glück Kisuaheli spricht redete er mit ihm – Hannah und ich stiegen wieder in den Bus. Wie die Geschichte ausging?
Der Abt meinte später, dass der Mann ein Aufseher war, der auf dem Busbahnhof das “Freiwild-Urinieren“ unterbinden soll und dies eben mit einem Bußgeld geahndet wird. Da der Abt es vermeiden wollte, dass wir mit auf die Polizei-Station müssten (was eigentlich der Fall sein würde), bezahlte er dem Mann 100 € (glücklicherweise konnte er von 300$ runter handeln), wobei man da von Glück nicht gerade reden kann...Man, das war n teures „nochmal schnell aufs Klo gehen“ und dabei musste ich gar nicht richtig...:(!

Ziemlich geschafft von der anstrengenden Reise, die uns von Dar–Es–Salaam bis nach Songea durch ganz Tansania geführt hat und uns viele unterschiedliche landschaftliche Einblicke bot, fielen wir todmüde ins Bett.
Doch ausschlafen war auch hier nicht drin, denn bereits um 7.30 Uhr gab es Frühstück und dann unseren ersten Rundgang mit Br Martin durch die Abteianlage.Peramiho-Abtei Beeindruckt vom großen Gelände, führte er uns zunächst in die Kirche (die vom Aussehen übrigens stark an die aus Münsterschwarzach erinnert) und zeigte uns anschließend das Krankenhaus, den Buchladen, die einzelnen Ausbildungsbereiche (Schreinerei, Computerschule und Schneiderei) und den Verwaltungsbereich.
Am Nachmittag nahmen wir mit Abt Anastasius (unser Ansprechpartner) die Farm, unseren Arbeitsbereich, dann genauer unter die Lupe. Dort lernten wir Br Hermann kennen, der seit über 25 Jahren Chef des Farmbetriebes ist und uns gleich durch den Schweine- und Kuhstall führte, wo wir ein 1 h altes Kälbchen entdeckten – wie goldig;)! Danach besichtigten wir noch die Schlachterei, die Molkerei, die Obstanlage mit Orangen, Zitronen, Papayas und Bananen, die Fertigungswerkstatt für die Eselwagen und die Hühnerfarm.

Zu unserer Freude gibt es hier 2 Fußballplätze, 1 Volleyballfeld und 1 Basketballfeld, das wir gleich am Donnerstagabend ausprobierten. Gemeinsam mit Katrin (neben uns lebt seit einem Jahr noch eine deutsche Familie mit 2 Töchtern) und 3 Jugendlichen aus Peramiho spielten wir 1 h Basketball, was ganz schön anstrengend war, da wir beide momentan ziemlich untrainiert sind...was wir hier aber ändern möchten;)!tiliuich


Ansonsten erging es uns uns soweit ganz gut. Wobei ich, Barbara, sagen muss, dass mich das Heimweh schon mal ein wenig gepackt hatte. Als ich hier in Peramiho angekommen bin wurde es mir erst so richtig bewusst, dass ich 1 Jahr weg bin..., aber ich war zuversichtlich und muss sagen, dass es mir momentan wieder gut geht;).

Soweit zu unseren ersten Wochen - in den nächsten Tagen gibt's dann weitere news;)

Bis dahin, alles Liebe Kwa heri
Babs & Tili

Salamu nyingi kutoka Tanzania

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