Montag, 8. August 2011

Das Ende naht

- und was es mit sich bringt

Den ersten Besuch bekam Tili von seinen Eltern. Sie kamen am 8. Juni in Peramiho an, um hier 10 Tage ihres Tansanias Aufenthaltes zu verbringen. Bei ständigem Programm:
Fahrt nach Litembo, Besichtigung der Abteianlage, Fahrt nach Uvemba sowie Mbinga, vergingen die Tag wie im Fluge und sie machten sich auf in Richtung Ruaha-Park und Sansibar.
Der Besuch von Tilis Eltern war sehr schön und auch sehr interessant im Bezug auf das Leben hier. Viele Dinge, die sich für uns schon normalisiert hatten, waren für Maria und Thomas aufregend, spannend und erstaunlich. Das hat uns stark an unsere ersten Wochen hier in Tansania erinnert, in denen noch alles so neu und unvorstellbar war. Mittlerweile gehört es einfach dazu und es hat sich extrem normalisiert. Mit vielen Dingen, die nicht zu ändern sind, haben wir uns abgefunden und es ist ok - „Ist halt so“.
Genau aus diesem Grund, weil eben nicht alles so verständlich ist, möchte ich Euch nun einige Dingen genauer beschreiben / erzählen.

 Einkaufen
Abgesehen von großen Städten wie Dar-Es-Salaam in denen es sogar richtige Einkaufscenter gibt, sind die Einkaufsmöglichkeiten in unserer Umgebung ziemlich klein gehalten. Das notwendigste bekommen wir in Peramiho auf den Markt, wenn wir jedoch einen Großeinkauf vorhaben, müssen wir nach Songea um einkaufen zu gehen. kununua Dort reiht sich Geschäft an Geschäft (klein und unübersichtlich), Straßenverkäufer die sich mit ihren Krimskrams (Schuhe, Bilder, Klamotten) an den Straßenseiten niedergelassen haben und mittendrin lässt sich dann noch ein großer Markt finden, auf dem man so gut wie alles bekommt (Gemüse – Paprika, Chinakohl Karotten, Tomaten; Obst – Ananas, Papaya, Passion Fruits, Bananen, Kokosnuss, Mango; Fisch; Gewürze). Das Beste daran, alles ist frisch und hat einen viel intensiveren Geschmack, als die Sachen in deutschen Supermärkten. Wenn man lang genug sucht, bekommt man so gut wie alles, was man zum täglichen Leben braucht. Sogar Schokoriegel oder Cornflakes lassen sich hier finden. Da diese jedoch ziemlich teuer sind und mit deutschen Preisen vergleichbar sind, gönnen wir uns diese selten bis nie. Einkaufen in Songea heißt auch, keine Selbstbedienung - Einkaufswägen durch die vollgefüllten Gänge zu schieben und sich bei der Vielfalt nicht entscheiden zu können - Fehlanzeige. Stattdessen steht man vor einem Laden und versucht dem Verkäufer klar zu machen, was man möchte.
Nicht zu vergessen die Einkaufsmöglichkeit, wenn man auf Reisen ist: sobald der Bus anhält, um weitere Fahrgäste mitzunehmen oder welche aussteigen zu lassen, kommen zahlreiche Frauen und Männer ans Fenster und wollen Obst, Knabbereien, Getränke oder sogar Schuhe verkaufen. Wenn was dabei ist bekommt man das Gewünschte hoch gereicht und gibt das Geld bzw lässt es runter fallen. Meine persönlicher Favorit;). bus

 Busfahren / Autofahren
Um nach Songea zu kommen, nehmen wir meistens den Dalla-Dalla. Ein kleiner Bus in den so viele Fahrgäste rein gestopft werden, wie nur möglich und falls sich vorne kein Platz mehr finden lässt kommen einfach bis zu 5 Menschen in den Kofferraum. Gerade wenn man steht, ist die Fahrt nicht gerade angenehm, durch die oft niedrige Decke und den Speedbums auf den Straßen, kann so eine Fahrt oft auch zu Nackenschmerzen führen. Wobei man hier noch sagen muss, dass wir sogar eine geteerte Straße nach Songea haben. Die anderen Straßen bzw Wege in die Nachbarortschaften oder sogar Mbinga sind nicht geteert und mit etlichen Schlaglöchern versehrt, welche in der Regenzeit richtig ausgespült werden/wurden und sich dann Zentimeter tiefe Rillen breit gemacht haben. barabara1 Eine ziemlich wackelige und holprige Angelegenheit also, aber immer ein tolles Erlebnis. Da die Abtei viele Landrover hat, kann man solche Straßen eben leichter bewältigen. Nicht zu vergessen das Piki-Piki, ein Motorrad als Taxi. Nicht ganz ohne, aber bei kurzen Strecken kein Problem.


 Essen / Kochen
Was unsere häusliche Einrichtung anbelangt, haben wir es ziemlich gut getroffen: Elektroherd und sogar einen Kühlschrank. Jedoch schaut es damit bei den Einheimischen anders aus. Es muss jeden Tag frisch eingekauft werden und auf drei Steinen gekocht. kupika Was das Essen anbelangt, meint man auf den ersten Blick, dass es nicht viel Abwechslung bietet, aber das ist nicht der Fall. Zum Frühstück kann man z.B. Chapati (tansanischer Pfannenkuchen), Mandazi (ähnlich wie Krapfen), Kitumbua (Reisküchen), Uji (flüssiger Ugali – oft bekommt man den wenn man krank ist oder eben die Kleinen vom 3.-8. Monat), Makande (Mais-Bohnen-Eintopf), Bananen oder Süßkartoffeln essen. Mittags und Abends gibt es warm. Eigentlich jeden Tag Ugali (Maisbrei), aber da man die Beilage variieren kann – Bohnen (rot/grün), Erbsen oder verschiedene Blattgemüse - eine nicht so eintönige Angelegenheit. Wenn es keinen Ugali gibt, dann gibt es dazu Reis, an besonderen Anlässen auch Pilau (Reis-Kartoffeln-Fleisch-Eintopf) und am Straßenrand kann man sich oft Chips ya Mayai (Pommes mit Eiern) oder Sambusa (Gemüse- meistens jedoch Fleischtaschen) kaufen. Leider ist das Essen nicht gerade kalorienfreundlich, gerade bei den Frühstücksteilchen und letzteres wird extrem viel Öl verwenden. Was mich erstaunt hat, dass sie zum Würzen nur Salz benutzen und ich muss echt sagen, ich bin jedes Mal aufs neue, gerade bei meiner Gastfamilie, richtig überrascht gewesen, wie gut das Essen hier schmeckt.


 Leben
Wie ich oben bereits anklingen ließ, hab ich für eine Zeit bei einer Freundin und ihrer Familie gelebt, wovon ich euch natürlich jetzt auch berichten möchte. Ich wollte schon von Beginn an meines Freiwilligen-Jahres einmal für ein paar Wochen bei einer tansanischen Familie leben. Jedoch wollte ich nicht einfach bei irgendjemandem wohnen. Nachdem ich Joyce (Angestellte im Gästehaus) kennengelernt hab, regelmäßig samstags zu ihr bin, um Kochen zu lernen, ich so ihre Familie kennenlernen durfte, ich mich dort richtig wohl gefühlt hab, bot sich es sich dort an. Anfang Juli war es dann soweit und ich zog für 4 Wochen zu ihr. Dort hab ich eine Zeit verbracht, die ich nicht mehr missen möchte. Vor allem bin ich auf Menschen getroffen, die mich beeindruckt und die mich mit ihrer herzlichen, liebevollen Art jeden Tag aufs neue erfreut haben. Auch wenn das Leben dort ziemlich einfach war, war es für mich eine tolle Erfahrung. Es tat gut, mal ohne fließend Wasser, Sanitären-Anlagen, kaum technischen Geräten und regelmäßigem Strom zu leben. Besonders begeistert war ich vom Koch-Erlebnis. Gemeinsam mit den Mädels am Feuer zu sitzen, zu kochen und zu quatschen, waren oft Momente, die ich am liebsten angehalten hätte. Nach dem aufstehen wurde zu erst das Feuer hergerichtet, um darauf später den Tee zu kochen und während die eine die Dinge vom Vortag gespült hat, haben die anderen den Hof und den Weg vorm Haus gefegt. Nach dem Frühstück wurden dann Kleider gewaschen, Wasser geholt und Besorgungen fürs Mittagessen gemacht. Es war eigentlich immer was zu tun, und wenn nicht ruhte man sich eben aus oder lief spazieren, um mit den Menschen in Kontakt zu bleiben und sich auszutauschen. Zurückblickend würde ich sagen, dass das Leben bei Joyce und ihrer Familie viel gelassener war. Es gab keinen Moment, in dem ich das Gefühl hatte, wir müssen uns beeilen, weil wir sonst zu spät kommen oder etwas verpassen könnten. Es tat richtig gut einmal so zu leben und ich hätte es gerne verlängert.

Doch leider hat alles mal ein Ende und die Zeit zum Abschied nehmen ist gekommen.
Den Anfang machten wir bereits vor ein paar Wochen mit Allen, die uns das Jahr über begleitet haben. Zum Abendessen gab es Käse-Fondue, Brot, Salat und als Nachttisch Joghurt (ein seltenes Lebensmittel hier, wenn man Glück hat schmeckt er sogar;)) mit Obstsalat. Es war ein schöner Abend, den mit einer kleinen Diashow ausklingen ließen. Weiter ging es für mich am Donnerstag bei der Arbeit. Gemeinsam mit Joyce kochte ich für meine Arbeitskollegen Pilau. Die hatten sich total darüber gefreut. Es war ein trauriges Gefühl, zu wissen, dass wir nun zum letzten Mal so zusammen sitzen werden. Immerhin haben wir fast ein Jahr fünf Tage in der Woche zusammen gearbeitet und Spaß gehabt. Nach dem Essen hat dann nochmal jeder Arbeiter persönlich was zu mir gesagt. Eine schöne Geste und vor allem rührende Worte. Zu hören zu bekommen, dass sie sich bei mir bedanken, dass ich ihnen was beigebracht hab, dass ich mich vor keiner Arbeit gescheut hab, dass ich jeder Zeit aus- bzw geholfen hab und die Aussage, dass es keine mehr geben wird, wie mich, hat mich noch mehr berührt. Ich sei jeder Zeit wieder herzlich Willkommen, und ich weiß jetzt schon, dass ich eines Tages wieder zurückkehren werde.

Aber jetzt bekomme ich in der kommenden Woche erstmal auch Besuch. Zwei meiner Geschwister und eine Freundin kommen mich besuchen, um mein zu Hause für ein Jahr anzuschauen und selbst zu erleben. Danach möchte ich Tansania noch ein wenig auf eigene Faust erkunden, bevor es dann endgültig heißt: „Kwa heri!“
Tilman wird da bereits schon in Deutschland sein. Er bekommt für die letzten zwei August-Wochen noch von seiner Schwester, deren Freund und seiner Freundin Besuch und wird dann gemeinsam mit ihnen Tansania den Rücken kehren.
sonne

...und ehe man sich versieht, ist das Jahr schon wieder vergangen. Ein Jahr voller toller und weniger schönen Erlebnissen, Spaß, interessanten Begegnungen, guten Gesprächen, geknüpften Freundschaften und Momente, die man nicht mehr missen möchte. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich die Chance bekommen habe, das zu erleben.

Bis bald.
Viele liebe Grüße aus Peramiho,
Babs&Tili

Salamu nyingi kutoka Tanzania

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